Die immer zahlreicheren und dringenderen Transformationen brauchen eine neue Art des Führens. Flexibel, anpassungsfähig und inspirierend.
Das Top-Team eines Unternehmens ist oft ein loser Verbund aus Experten, die ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereich mit größtmöglicher Kompetenz und alleine managen. Im Zweifelsfalle werden die unterschiedlichen Interessen gegeneinander ausgespielt, Konflikte entstehen und Gräben bilden sich.
An an einer solchen Silobildung leidet das Unternehmen als Ganzes. Nebenbei degradiert dieses Denken höchstfähige Mitarbeiter zu Managern von Finanzen, Operations, HR oder IT. Diese Vorstellung entspringt der alten bürokratischen, hierarchischen Managementtheorie die auf deterministischen Denken und einem negativen Menschenbild wie der Theorie X basiert.
Eine modernere Sichtweise ist das Managementteam als Jazz-Combo, das gemeinsam und im Einklang die Musik spielt, nach der das Unternehmen… nein, nicht marschiert, das wäre wieder die alte Welt, sondern tanzt.
Durch die Musik des Top-Teams finden sich Menschen zusammen. Lose als Einzeltänzer auf der Tanzfläche, als Paare eher klassisch oder zum Tanz in der Gruppe. Gute Leadership-Musik fördert Zusammenarbeit und fordert Menschen dazu auf, sich zu bewegen.
Wie genau sich das abspielt ist dabei nebensächlich. Die Bildung der Tanzformationen lässt sich auch gar nicht bis ins kleinste vorausbestimmen. Da ist viel Spontanität im Spiel. Wichtig ist, dass wir uns einheitlich zu einer richtungweisenden Musik bewegen.
Selbst ob es perfekt oder schön ist, ist nicht wichtig. Es gibt nichts Gutes außer man tut es.
Im Sinne der Jazz-Combo gilt weiterhin, daß die Musiker oft mehrere Instrumente beherrschen und, je nach Vorliebe und gespieltem Stück, also danach, was man erreichen möchte und was jeder einzelne am besten kann, zu einem anderen greifen.
Dieses flexible und der Situation angepasste Handeln nennen wir „adaptive Leadership“ eines unsere drei Leitbilder. Es beschreibt ein Führungsverhalten, das sich den Erfordernissen der Situation, der Kollegen und des Unternehmen anpasst. Uns zwar fortlaufend.
Manchmal muss man leise Flötentöne anstimmen, um andere zu überzeugen. Das andere Mal laut ins Horn stossen, um Leute wachzurütteln. Ein weiteres Mal lange trommeln, um Schwung in die Bude zu bekommen. Dabei lernt man auch mal ein neues Instrument. Aber immer stehen die Menschen im Sinne von People First an erster Stelle. Denn diese will man bewegen. Ohne Menschen, die sich bewegen und etwas bewegen wollen, sind Unternehmen Nichts.
Das Problem? Dabei verschwimmen die klaren, an Silos ausgerichteten, Kompetenzbereiche des Führungsteams. Das muss man erst mal ab können.
Wenn man sich damit angefreundet hat, geht es los. Das besondere dabei ist, daß jedes vom Top-Team gespielte Stück als Projekt aufgefasst werden kann, das Veränderungen treibt und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärkt. Ganz im Sinne des Infinite Games.
Wie auch beim Jazz wird dabei nicht nur einem Plan gefolgt, sondern auch improvisiert.
Ein solches Top-Team ist besser in der Lage, projekt-basierte und auch agile Organisationen zu führen als Silo-Teams.
Ja, natürlich fußt die Leistungsfähigkeit des Teams in der professionellen Exzellenz und Virtuosität jedes einzelnen. Aber das Ergebnis ist so viel mehr als die Summe der Teile. Wer denkt noch an den genialen CFO oder den engagierten Entwickler, wenn das neue Produkt erst mal auf dem Markt ist. Die Leistung des Teams zählt.
Aber Achtung, es kann süchtig machen. Das Erfolgsgefühl am Ende eines Stücks oder Projektes. Wenn für einen Bruchteil einer Sekunde Stille im Saal herrscht und dann der tosende Applaus losbricht, die stehenden Ovationen, die Anerkennung, der Respekt, das Schulterklopfen und die Begeisterung aller über das gemeinsam erreichte, dann vergisst man schnell die vielen Mühen. Nun ist es gewiss: so wollen wir weiter zusammen arbeiten. Nicht nur im Top-Team, sondern im ganzen Unternehmen.
Es macht keinen Sinn, kluge Leute einzustellen und ihnen dann zu sagen, was zu tun ist. Wir stellen kluge Leute ein, damit sie uns sagen können, was wir tun sollen.
Steve Jobs